Am 10. April fand im Café Treffpunkt eine spannende Lesung mit der Journalistin und Autorin Andrea Kästle statt. Der Treffpunkt verwandelte sich bei der Vorstellung ihres Buches "München leuchtete nicht für alle" in einen Ort lebendiger Geschichte. In diesem Werk versammelt Kästle 60 Gedenktafeln aus München, die an bedeutende Wissenschaftler, Künstler, Schriftsteller und Politiker erinnern – und ergänzt sie um genau jene Geschichten, die dort nicht stehen.
Denn die Stadt, die für viele als Ort des Glanzes und der Inspiration gilt, war nicht für alle ein leuchtendes Pflaster. So pickte die Autorin bei Ihrer Lesung sechs sehr unterschiedliche Persönlichkeiten heraus und nahm ihr Publikum mit auf eine Reise zu den weniger bekannten Lebensumständen dieser prominenten Persönlichkeiten. Die Zuhörerinnen und Zuhörer erfuhren zum Beispiel, dass Albert Einstein am Wittelsbacher Gymnasium sehr unglücklich war, dass der Schriftsteller Gottfried Keller in München beinahe verhungert wäre, weil er ständig in Geldnot war. Eine der berühmtesten Frauen der Welt, Kaiserin Sissi kam mit einem Milchzahn zur Welt – vielleicht ein frühes Zeichen ihres besonderen Schicksals. Ihr legendär langes Haar soll ganze fünf Kilogramm gewogen haben und wurde täglich stundenlang gepflegt. Doch trotz all des äußeren Prunks war Sissi in Wien zutiefst unglücklich. Der steife Hof und die strengen Regeln ließen sie zunehmend verstummen.
Auch Gustl Bayrhammer, der Parade-Bayer fand Erwähnung. Ob als ehrlicher Kommissar Veigl in der Kultserie Tatort oder als liebevoller Meister Eder in Meister Eder und sein Pumuckl – Bayrhammer hinterließ Spuren im Herzen seines Publikums. Bodenständig, volksnah und mit einem feinen Gespür für Humor.
Andrea Kästles Buch wirft einen neuen, kritischen Blick auf die Stadtgeschichte, bietet spannende historische Einblicke und beleuchtet jene Facetten, die oft im Schatten der offiziellen Erinnerungskultur bleiben. Ihre Texte sind fundiert, scharf beobachtet und voller lebendiger Details – ein Muss für alle, die München aus einem ungewohnten Blickwinkel kennenlernen möchten.
Die Veranstaltung fand große Resonanz bei den Besucherinnen und Besuchern, die sich anschließend angeregt mit der Autorin austauschten. Eine Fortsetzung der Bücherreihe über die Gedenktafeln wurde dabei von Andrea Kästle nicht ausgeschlossen.
Das Café Treffpunkt erwies sich dabei einmal mehr als inspirierender Ort für anregende Diskussionen und literarische Entdeckungen – ein Raum, der Austausch und Reflexion ermöglicht.